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Städtefotografie Teil 1: Ausrüstung, Kameraeinstellungen und Grundlagen

Düsseldorf Skyline Panaorama

Lesedauer: Ø 10 Min

Städtereisen laden zum Fotografieren ein. Ob faszinierende Gebäude, kunstvoll gestaltete Parkanlagen, pulsierende Shoppingcenter oder spezielle Sehenswürdigkeiten: In Städten präsentiert sich dem Besucher ein Fotomotiv nach dem anderen.

Da das Thema Städtefotografie etwas umfassender ist, haben wir es aufgeteilt. In diesem ersten Teil erfahren Sie Schritt für Schritt, was für Aufnahmen bei Städtereisen, Ausflügen oder gezielten Fototouren wichtig ist, so dass nicht nur reine Schnappschüsse entstehen, sondern Bilder die sich sehen lassen können.

Los geht es mit der Ausrüstung und ein wenig theoretischem Basiswissen, damit Sie von Ihrer Tour mit guten Aufnahmen nach Hause kommen.

Die richtige Ausrüstung für Städtefotografie

Fotograf mit Ausrüstung

Grundlegend für hochwertige Stadtaufnahmen ist eine entsprechende Ausrüstung, wobei dies nicht die teuerste sein muss. Hochwertige Aufnahmen können mit jeder digitalen (Einsteiger-) Spiegelreflexkamera gemacht werden. Von Vorteil ist es, wenn die Kamera über einen manuellen Modus verfügt und Aufnahmen im RAW Format möglich sind.

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Objektive

Zur Grundausrüstung für Stadtaufnahmen gehören ein Weitwinkelobjektiv und ein moderates Standard-Zoomobjektiv. Oftmals ist der Platz innerhalb der Stadt recht beschränkt, da die Gebäude recht dicht gegenüber und nah aneinander stehen. Mit einem Weitwinkelobjektiv können Sie deutlich mehr vom Motiv festhalten. Ideal sind Anfangsbrennweiten von 10 -12 mm (APS-C) oder 14-16 mm (Vollformat). Das Standard-Zoom Objektiv sollte idealerweise im Bereich 16-80 mm (APS-C) oder 24-120 mm beim Vollformat liegen. Dies können Sie für Aufnahmen verwenden, bei denen Sie einen größeren Abstand zu Ihrem Hauptmotiv haben oder für Detailaufnahmen.

Filter

Eine Stadt ist sehr lebhaft – es sind Menschen auf der Straße und es herrscht oft viel Verkehr. Möchten Sie Fahrzeuge und Menschen auch tagsüber weitestgehend aus der Aufnahme verbannen, können Sie einen starken ND-Filter (Graufilter) verwenden. Hierdurch wird der Lichteinfluss durch das Objektiv verringert so dass für eine optimale Belichtung länger belichtet werden muss. Die lange Belichtungszeit sorgt dafür, dass alles was sich durch die Aufnahme bewegt nicht mehr zu sehen ist.

Doch Vorsicht bei Fahrradfahrern, Autos, Schiffen, Flugzeugen etc.: In der Dämmerung haben diese meist ihre Beleuchtung an, die sich bei einer Langzeitbelichtung mit langgezogenen Lichtstreifen im Bild bemerkbar macht. Das ist nicht immer schön und kann in einer Aufnahme ziemlich stören. Falls möglich, empfiehlt es sich abzuwarten bis diese aus dem Bild sind.

Möchten Sie hingegen einen hellen Himmel gegenüber einem dunkleren Vordergrund abdunkeln, so können Sie einen Grauverlaufsfilter verwenden damit beide Bereiche optimal belichtet werden. Die Filter gibt es in verschiedenen Stärken mit entweder hartem oder weichem Übergang zwischen dem dunklen und hellen Filterbereich. Beim Kauf ist auf die unterschiedlichen Ausführungen zu achten: Ein Schraubfilter ist direkt zum Aufschrauben auf das Filtergewinde des Objektivs, und ein Steckfilter wird in einen speziell dafür vorgesehen Filterhalter geschoben. Solch ein Filterhalter wird an einem passenden Adapterring befestigt, der dann auf das Objektiv geschraubt wird.

Set Grauverlaufsfilter (Steckfilter)
Set aus drei Grauverlaufsfiltern (Steckfilter) mit hartem Übergang

Vorteil eines Steckfiltersystems (zum Beispiel von LEE oder Haida) ist, dass der rechteckige Kunststofffilter (eine häufig verwendete Größe ist z.B. 100 x 150 mm) in der Halterung nach oben oder unten verschoben werden kann, so dass der Übergang zwischen dem hellen und dunklen Bereich bei Bedarf an anderer Stelle ist. Bei einem Schraubfilter befindet sich der Übergang immer in der Mitte, was problematisch wird, sobald der Horizont außerhalb der Mitte verläuft. Zwar ist ein hochwertiges Steckfiltersystem teurer als Schraubfilter, jedoch muss der Filterhalter nur einmal gekauft werden. Er kann dann über verschieden große und günstigere Adapterringe an Objektive mit unterschiedlich großem Gewinde befestigt werden. Die Filter können einzeln oder im Set hinzugekauft und bei einer Beschädigung einzeln ausgetauscht werden.

Zusätzlich zu den Grauverlaufsfiltern sind auch ND-Filter als Steckfilter erhältlich. Bei Bedarf können Sie beide Filter sogar kombinieren, da der Filterhalter die Aufnahme von zwei bis drei Filtern ermöglicht. So bleiben bei einem Steckfiltersystem im Prinzip keine Wünsche mehr offen.

Abgerundet wird die Filterausstattung durch einen zirkularen Polarisationsfilter (auch Polfilter genannt). Das Filter ist drehbar, und im richtigen Winkel angewendet können Spiegelungen von nichtmetallischen Oberflächen (z.B. auf Wasser oder Glasscheiben) unterdrückt werden. Zudem ist es möglich, Himmelsblau abzudunkeln, da das Filter nur Licht einer bestimmen Schwingungsebene durchlässt und Streulicht reduziert. Zusätzlich kann die Grünwiedergabe z.B. von Blättern und Gras verbessert und Dunst am Horizont etwas herausgefiltert werden. Geeignet sind Polfilter vor allem für Standard- und Telebrennweiten. Im Weitwinkelbereich kann es zu Problemen kommen: Je nach Stellung des Filters werden bestimmte Bildbereiche stärker polarisiert, was sich in unschönen dunklen Farbflecken im Bild äußert.

Tipp:
Damit Sie zusätzlich Schraubfilter oder einen Filterhalter für Grauverlaufsfilter und ND-Filter verwenden können, sollten Sie darauf achten, dass ein Filtergewinde an der Vorderseite des Objektivs vorhanden ist. Manche Objektive wie z.B. das Nikon AF-S Zoom-Nikkor 14-24 mm 1:2,8 ED oder Tamron SP 2,8/15-30 mm Di VC USD haben eine gewölbte Vorderlinse ohne Gewinde, so dass Filter nur mit Hilfe aufwändiger und teurer Speziallösungen verwendet werden können. Achten Sie auch darauf, dass das Objektiv innenfokussiert ist da sich hier die Frontlinse nicht dreht und so Filter problemlos verwendet werden können.

Stativ

Um scharfe Bilder zu erhalten, sollten Sie nach Möglichkeit ein stabiles Stativ benutzen, vor allem in der Dämmerung früh morgens oder abends. Doch auch tagsüber ist die Verwendung eines Statives sinnvoll, vor allem bei Verwendung eines ND Filters und der damit einhergehenden längeren Belichtungszeit.

Es gibt zahlreiche kleine Reisestative mit relativ geringem Volumen und Gewicht. Diese lassen sich klein und kompakt zusammenfalten, so dass Sie das Stativ leicht mitnehmen können. Falls Sie für Ihre Ausrüstung einen Kamerarucksack besitzen, bietet er in den meisten Fällen die Möglichkeit, das Stativ daran zu befestigen. Achten Sie bei einem Reisestativ auf eine möglichst stabile Ausführung, damit es sicher steht.

Größere Stative hingegen sind ideal um Hindernisse wie z.B. Geländer zu überwinden. Wenn Sie zum Beispiel von Brücken mit hohem Geländer aus fotografieren kann die Kamera leichter über dem Geländer positioniert werden. Kleinere Stative werden in solchen Fällen zunehmend instabil, vor allem wenn die Mittelsäule ausgefahren wird.

Als Stativkopf empfiehlt sich ein hochwertiger Kugelkopf mit möglichst großer Kugel. Ebenso geeignet ist ein Getriebeneiger, bei dem jede der drei Achsen (Drehung links/rechts, Neigung horizontal und Neigung vertikal) mit einem eigenen Drehknopf eingestellt werden kann.

Weitere wertvolle Hilfsmittel

Wirklich knackscharfe Bilder erhalten Sie, wenn Sie die Spiegelvorauslösung Ihrer Kamera aktivieren (sofern verfügbar). Hierbei wird der Spiegel vor der eigentlichen Belichtung hochgeklappt, damit sich die Erschütterung des Kameragehäuses durch den Spiegelschlag nicht negativ auf die Bildschärfe auswirkt.

Mit einem Kabel- oder Infrarotauslöser muss die Kamera gar nicht mehr angefasst werden. Das ist vor allem für Belichtungsreihen wichtig, damit die Aufnahmen absolut deckungsgleich sind.

Mit Hilfe einer Wasserwage (mit zwei bis drei Libellen) für den Blitzschuh kann die Kamera absolut gerade ausgerichtet werden. Zwar bieten manche Kameras eine digitale Wasserwaage, jedoch zeigt diese nur die horizontale Ebene und nicht die vertikale Ebene an.

Kameraeinstellungen für Städtefotografie

Kameraeinstellungen

Nutzen Sie den manuellen Modus Ihrer Kamera und stellen Sie die Blende und die Belichtungszeit selbst ein. Die Automatikprogramme erkennen nicht immer was Sie vorhaben, bei einer zu großen Blende kann es zum Beispiel passieren, dass die Schärfentiefe der Aufnahme zu gering ist und Bildinhalte im Vordergrund unscharf abgebildet werden.

Verwenden Sie den RAW Modus Ihrer Kamera. RAW Dateien enthalten wesentlich mehr Informationen als komprimierte JPEGs, und bei der Bildbearbeitung haben RAWs viel mehr Reserven. So können Sie auch nachträglich noch den Weißabgleich anpassen und Helligkeits- sowie Farbwerte viel detaillierter bearbeiten.

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Für eine gute Bildschärfe und große Schärfentiefe sollten Sie eine kleine Blende einstellen, etwa im Bereich f/8 bis f/11. Am besten ist es, im Vorfeld herauszufinden, bei welcher Blende das jeweilige Objektiv am schärfsten abbildet. Hierfür einfach die Kamera auf das Stativ packen und ein und dasselbe Bild mit schrittweise kleiner werdender Blende aufnehmen. Am PC können Sie dann schnell herausfinden, bei welcher Blende die höchste Schärfe vorhanden ist.

Halten Sie den ISO Wert möglichst gering (manuell einstellen und ISO Automatik deaktivieren), damit kein oder nur geringes Bildrauschen auftritt, im Idealfall ISO 100. Die ISO Grenze ist abhängig von der verwendeten Kamera, Vollformatkameras haben beispielsweise gegenüber Kameras mit APS-C Sensor ein besseres Rauschverhalten bei höheren ISO Werten.

Aktivieren Sie zusätzlich noch die bereits erwähnte Spiegelauflösung im Menü oder wählen Sie die MUP Funktion an (Mirror Up), hierbei müssen Sie zwei Mal auf den Auslöser drücken, beim ersten Mal wird der Spiegel nach oben geklappt, beim zweiten Mal startet die Belichtung.

Grundlagen für eine gelungene Aufnahme

Krefeld-Uerdinger Rheinbrücke kurz vor Sonnenaufgang
Krefeld-Uerdinger Rheinbrücke kurz vor Sonnenaufgang

Der Grundsatz „Eine gelungene Aufnahme steht und fällt mit dem Licht“ gilt für alle Bereiche der Fotografie, so auch für die Städtefotografie. Die allerwenigsten guten Aufnahmen oder auch gar keine werden an einem sonnigen Tag zur Mittagszeit entstehen, wenn das Licht sehr hart ist und starke Schatten die Aufnahme ruinieren.

Eine weitaus bessere Zeit ist morgens in der Dämmerung sowie kurz vor und nach Sonnenaufgang. Mit ein bisschen Glück erwischen Sie eine schöne Morgendämmerung und prächtige Farben am Himmel, die der Aufnahme eine schöne Stimmung verleihen. Ein weiterer Vorteil ist, dass zu frühen Uhrzeiten weitaus weniger Menschen unterwegs sind und weniger Verkehr herrscht.

Die absolute Primetime für spannende Stadtaufnahmen ist jedoch um den Sonnenuntergang herum und während der blauen Stunde. Das ist die Zeit nach Sonnenuntergang bis zur völligen Dunkelheit. Besonders vorteilhaft ist zu dieser Zeit ist, dass die Straßen- und Gebäudebeleuchtung bereits an ist. Gleichzeitig hat der Himmel noch eine leicht bläuliche Farbe und ist nicht einfach nur schwarz wie bei einer Nachtaufnahme. Einen ausführlicheren Artikel zur „Blauen Stunde“ finden Sie hier:

Allerdings entsteht dadurch auch ein technischer Nachteil: Aufgrund des hohen Dynamikunterschieds durch die helle Beleuchtung und die dunkleren Flächen in der Aufnahme ist der Kamerasensor schnell damit überfordert alles korrekt wiederzugeben. Bei einer zu langen Belichtungszeit werden helle Flächen überbelichtet und weisen keine Details mehr auf, dafür sind die dunklen Flächen ausreichend hell. Bei zu kurzer Belichtung sehen die Lichter zwar schön aus, dafür enthalten die dunklen Flächen keine Details mehr.

Die optimale Aufnahme liegt jedoch irgendwo dazwischen. Was also tun? Am besten fertigen Sie von jedem Motiv eine Belichtungsreihe an, entweder manuell mit Stoppuhr oder mit der Bracketing-Funktion (BKT oder AEB für Auto Exposure Bracking) Ihrer Kamera. Hierbei stellen Sie die Anzahl und Reihenfolge der Aufnahmen sowie die Belichtungsreihen-Schrittweite im Vorfeld ein. Die Kamera erstellt anschließend automatisch die Belichtungsreihe. So erhalten Sie Bilder mit unterschiedlich langen Belichtungszeiten und unterschiedlichen Helligkeiten. Diese können bei der Bildbearbeitung zu einem HDR Bild (High Dynamic Range) zusammengefügt werden. Fünf Aufnahmen reichen in der Regel aus um alle Details einer Szene wiederzugeben.

Achten Sie hierbei zwingend darauf, dass alle Bilder mit derselben Blende aufgenommen werden. Stellen Sie zudem den Autofokus nach erfolgter Fokussierung vor der ersten Aufnahme auf manuell um, damit alle Bilder denselben Fokuspunkt haben. Wenn die Kamera bei jeder Aufnahme neu fokussiert kann es passieren, dass die Aufnahmen nicht mehr deckungsgleich sind.

HDR-Bild des Wasserschlosses in der Hamburger Speicherstadt
HDR-Bild des Wasserschlosses in der Hamburger Speicherstadt

Mit diesen ersten Grundlagen können Sie sich nun schon auf den Weg in die Stadt machen!
Im zweiten Teil beschäftigen wir uns mit der Vorbereitung und Motivsuche sowie weiteren Tipps & Tricks zum Thema Städtefotografie.

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