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Blitze fotografieren: Wie du Sturmjäger wirst

Gewitter fotografieren

Lesedauer: Ø 11 Min

Naturgewalten wie Stürme, Gewitter und die damit verbundenen Wolkenformationen üben auf Fotografen eine ganz besondere Faszination aus. Wenn du als Sturmjäger Blitze fotografieren und atemberaubende Fotos von Wetterphänomenen schießen willst, musst du zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das erfordert allerdings eine sorgfältige Planung.

Blitze fotografieren in Europa – der Unterschied zum Stormchasen in den USA

Mittlerweile gibt es bereits Literatur darüber, wie man das „Stormchasen“ erlernen kann bzw. darüber, wie man Gewitter- oder Sturmjäger wird. Diese Literatur bezieht sich jedoch ausschließlich auf die USA. Die grundsätzlichen Ansätze sind natürlich die gleichen. In Europa haben wir allerdings völlig andere Quellen, um die nötigen Wetterdaten zu beziehen, und auch ein anderes Straßennetz. Während du in den USA einfach im Quadrat fahren kannst (nach einer bestimmten Zahl gefahrener Meilen kommt einfach eine Querstraße), musst du hierzulande das Wirrwarr an Straßen und Autobahnen genau betrachten, um eine gute Route auszuwählen.

Hinzu kommt, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz dichter besiedelt ist. Du musst also geschickt Ortschaften umfahren, sofern das möglich ist. Weitere Hindernisse stellen die vielen Gebirge, Mittelgebirge und Wälder dar. In den USA hast du hingegen meist weitläufige, große Felder, die problemlos einen freien Blick auf das Gewitter ermöglichen. Es gibt also einige grundsätzliche Unterschiede in der Herangehensweise.

Die richtige Ausrüstung für Sturmjäger

1. Ein Auto ist für Sturmjäger unverzichtbar

Damit du ein Gewitter jagen und faszinierende Wolkenbildungen und Blitze fotografieren kannst, benötigst du auf jeden Fall ein Auto. Daran führt kein Weg vorbei. Das Auto bringt dich nicht nur zu den Gewittern, es bietet dir auch einen immer vorhandenen Zufluchtsort vor Blitzen, Hagel, Wind und Regen.

Gewitter Wolke Auto Kamera

2. Stormchasen ist Teamwork

Ohne ein Team funktioniert Gewitterfotografie nur sehr schwer. Es ist auch ein Risiko, denn du kannst während des Autofahrens nicht gleichzeitig die Wetterdaten im Blick behalten. Gerade als Anfänger brauchst du oft etwas mehr Zeit, um die Daten richtig zu interpretieren. Such dir deshalb unbedingt jemanden, der Lust hat, das Ganze mit dir auszuprobieren. Gewitter und Blitze zu fotografieren macht nicht nur großen Spaß, Stormchasen ist auch immer ein lustiger Roadtrip mit Freunden.

Falls es bei der ersten Tour mit dem Gewitter nicht klappen sollte, könnt ihr aus eurem Trip einfach eine Besichtigungstour machen und die Gegend erkunden, in der ihr gerade gelandet seid.

Also: Der Fahrer konzentriert sich ganz aufs Fahren, während der Beifahrer sich darum kümmert, eine Route zum Gewitter zu finden und sagt dem Fahrer, wo es lang geht.

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3. Mobiles Internet ist unabdingbar für Sturmjäger

Wenn du Gewitter und Blitze fotografieren möchtest, ist mobiles Internet das Wichtigste überhaupt. Nur so kannst du dir jederzeit die aktuellen Wetterdaten aus dem Web holen, die frei verfügbar sind. Du solltest außerdem ein großes Datenvolumen haben und einen Anbieter wählen, der ein gut abgedecktes Netz bietet, damit du überall Zugriff auf die benötigten Daten hast.

Denk auch daran, eine zuverlässige Stromversorgung für alle Smartphones im Auto bereitzustellen. Solltest du in der Nähe der Grenze zum EU-Ausland wohnen, besorge dir am besten eine Prepaid-Karte des Nachbarlandes, denn Gewitter halten sich nicht an Landesgrenzen.

4. Per Navigation zum Wetter-Phänomen

Am geschicktesten ist eine Kombination aus Google Maps (Apple Maps) und einem Offline-Navigationsgerät. Dieses kann entweder auf deinem Smartphone (z.B. HERE Maps) installiert sein oder ein externes Gerät sein. Mit der Satellitenbild-Funktion von Google Maps (Apple Maps) kannst du sehen, wo sich freie Felder befinden, so dass du einen ungehinderten Blick auf das Gewitter hast. Mit dem Offline-Navi startest du dann die Routenführung dorthin – so kannst du Datenvolumen sparen.

Blitze fotografieren
Beim Blitze fotografieren bietet sich dir ein faszinierendes Natur-Schauspiel

5. Eine Kamera für spannende Fotos

Wenn du als Sturmjäger unterwegs bist, reicht prinzipiell erst einmal eine einfache Kamera aus, die du gut bedienen kannst. Ich persönlich empfehle eine Spiegelreflexkamera, denn diese kannst du zunächst im einfachen Automatik-Modus nutzen und später dann manuell wie ein Profi steuern. Damit arbeitet es sich einfach besser als mit einer kleinen Kompaktkamera oder dem Smartphone. Foto-Workshops oder auch Artikel in diesem Fotomagazin erleichtern es dir, die Grundzüge der Kamera zu verstehen.

Basis-Wissen für Sturmjäger

Nun weißt du, was man grundsätzlich als Sturmjäger braucht. Du siehst, es ist nicht viel, und eigentlich besitzt jeder die nötige Ausrüstung. Ergänzt durch etwas Basiswissen, das du im Folgenden bekommst, kannst du schon bald losziehen und dein erstes Gewitter fotografisch einfangen.

1. Das Gewitter und seine Zugbahn

Die Basis für unsere späteren Fotos ist natürlich das Gewitter. Eine Gewitterzelle ist nicht einfach irgendein grauer Teil des Himmels, aus dem magisch Regen und Blitze herauskommen, sondern sie ist eine konkrete, abgegrenzte Wolke. Die nachfolgende Galerie zeigt dir einige Beispiele. Man erkennt sehr gut, dass sich die sogenannte Gewitterzelle als abgeschlossenes Objekt in der Luft befindet. Du musst das Gewitter auch als die separate Einheit Wolke betrachten, die es ist. Das bedeutet, man kann klar definieren, was ein Gewitter ist und was nicht. Jedes Gewitter hat diese klare Struktur, die du mit der Zeit noch genauer kennenlernen wirst.

Gewitterwolke Feld


Ich empfehle dir an dieser Stelle, einfach die folgenden Wikipedia-Artikel durchzulesen, denn ich könnte es auch nicht besser formulieren: Wikipedia/Gewitter.

Und jedes Gewitter ist eigentlich nur eine Cumulonimbus-Wolke:
Wikipedia/Cumulonimbus.

Der Wind treibt diese Cumulonimbus-Wolke über das Land, wie ein Segelschiff über den Ozean. Genauso wie ein Segelschiff immer eine konkrete Fahrstrecke hat, hat auch eine Gewitterzelle eine konkrete Zugbahn. Sie folgt dem Wind in der Atmosphäre. Das ist der Grund, warum du als Sturmjäger eine solche Gewitterzelle mit dem Auto abfangen kannst! Du musst dich einfach nur mit dem Auto genau in die feste Zugbahn der Gewitterzelle bewegen. Wenn diese dann auf dich zuzieht, kannst du sie beobachten und fotografieren.

Alles, was ein Sturmjäger also möchte, ist, sich in der Zugbahn der Gewitterzelle zu positionieren. Doch dafür musst du zunächst wissen, wo sich aktuell eine Gewitterzelle befindet. Um das herauszufinden, nutzt du zwei wichtige Werkzeuge: die Blitzortung und das Niederschlagsradar.

2. Die Blitzortung: Schon vorher wissen, wo es blitzt

Wie der Name sagt, werden mit der Blitzortung Blitze aus Gewittern geortet, und das in Echtzeit! Wenn es wo auf der Welt blitzt, dann wird es von der Blitzortung erfasst.
Das Ganze sieht dann wie folgt aus:

Blitzortung

Hier sieht man noch einmal, dass ein Gewitter eine kompakte und abgeschlossene Wolke ist. Die Blitze kommen nicht einfach irgendwo vom Himmel, sondern genau dort, wo sich die Gewitterwolke befindet. Jeder der Punkte bzw. Kreuze ist ein am Boden eingeschlagener Blitz. Wenn man jetzt noch die Blitze über einen bestimmten Zeitraum betrachtet, kann man ganz einfach eine Zugbahn erkennen.

Betrachtet man die Zugbahn der letzten Stunden, kann man daraus ganz einfach auf die Zugbahn in den nächsten Stunden schließen. Du musst also nur noch vor der Gewitterzelle an einem Ort sein, der in eben dieser Zugbahn liegt – allerdings rechtzeitig vor dem Gewitter! Dann kannst du schon bald die ersten Blitze fotografieren.

Blitze fotografieren


Gute Websites mit Blitzortung fürs Smartphone unterwegs sind:
blitzortung.org und lightningmaps.org.

Ruf einfach diese Seiten auf, und du siehst, wo sich möglicherweise ein Gewitter befindet. Wenn du mit dem Auto unterwegs bist, müssen dein Beifahrer und du nun sicherstellen, dass ihr von eurem aktuellen Standort aus rechtzeitig, mindestens 15 Minuten vor dem Gewitter, an einem geeigneten Ort in dessen Zugbahn seid. Das ist der große Trick! Wenn du Gewitter fotografieren möchtest, musst du schon im Voraus ungefähr wissen, wo die Gewitter vorbeiziehen werden – doch dazu später mehr.

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3. Das Niederschlags-Radar als weitere Hilfestellung

Mit dem Radar wird der Niederschlag gemessen, der gerade in unserer Atmosphäre zu Boden fällt. Nur in Gewittern kann der Regen so stark werden, dass er das obere Ende der Skala erreicht. Gewitter stellen also immer lokale Maxima auf dem Niederschlags-Radar da, wie nachfolgend zu sehen:

Niederschlags-Radar
Die dunkelblauen und roten Bereiche sind die Gewitterzellen.

Hier siehst du mehrere konkrete Maxima – jedes dieser Maxima ist eine Gewitterzelle. Wenn du die Animation des Niederschlags-Radars abspielst, kannst du auch beobachten, wie sich die Gewitterzellen über das Land bewegen. Aber Vorsicht: Die aktuellsten Radarbilder sind meist 5 bis 10 Minuten alt! Das musst du beachten, wenn du die Zugbahn abschätzt und es knapp wird, einen bestimmten Ort noch vor dem Gewitter zu erreichen.

Für den Anfang brauchst du noch gar nicht auf bestimmte Formen zu achten, denn verschiedene Arten von Gewittern sehen auf dem Niederschlags-Radar unterschiedlich aus. Das ist jedoch für die ersten Versuche beim Stormchasen völlig egal. Du musst nur erkennen können, dass es ein Gewitter ist.

Gewitter Wolken Fotografie

Die richtige Vorhersage

Nun hast du also die absoluten Grundkenntnisse, wie du ein Gewitter erwischen kannst. Jetzt musst du nur noch wissen, wann und wo Gewitter auftreten können. Hierfür gibt es spezielle Wettermodelle. Professionelle Sturmjäger nutzen diese, um genau zu wissen, was kommen wird. Für den Anfang reicht es jedoch völlig aus zu wissen, wann und wo ein Gewitter auftauchen könnte – es ist noch nicht so wichtig, welche Art von Gewitter es ist.

Grundsätzlich interessant für die Gewitterfotografie in Deutschland sind die Monate April bis September. Das ist die Gewittersaison. In diesem Zeitraum solltest du daher die Augen und Ohren offen halten, ob Gewitter möglich sind. So wie für mich in dieser Zeit der tägliche Blick in die Wettermodelle unverzichtbar ist, kommst du um einen regelmäßigen Wetterbericht nicht herum.

Ich empfehle dir, auf Unwetterzentrale oder Wetteronline die aktuellen Vorhersagen zu Gewittern anzuschauen. Dort siehst du auch gleich, welche Gefahren auftreten können. Einfach täglich kurz einen Blick darauf werfen, und du weißt, ob es in deiner Nähe bald zu Gewittern kommen könnte. Falls ja, solltest du dich darauf vorbereiten, loszuziehen und deine Teamkollegen darüber informieren.

Wettervorhersage für Sturmjäger


Normalerweise gibt die Seite estofex.org (European Storm Forecast Experiment) eine spezielle Gewittervorhersage für Sturmjäger heraus. Diese erscheint meist spät am Vorabend eines Gewittertages. Die Vorhersage zeigt anhand sogenannter Level an, wo es die stärksten und interessantesten Gewitter geben wird. So erkennst du schnell das Zielgebiet, in das du fahren musst, um das Gewitter zu fotografieren.

Im Text zur Vorhersage stehen viele verwirrende Angaben, die du als Anfänger erst einmal ignorieren kannst. Für dich sind nur das Zielgebiet und der genaue zeitliche Ablauf wichtig. Wenn dort zum Beispiel steht: „…the thunderstorms will develop in the late afternoon in southwest Germany…“, dann weißt du, dass sich die Gewitter erst am späten Nachmittag im Zielgebiet Südwestdeutschland entwickeln werden. Du solltest also bereits vor dem Nachmittag in diesem Zielgebiet sein, um nichts zu verpassen.

Blitze fotografieren

Grundregeln während der Sturmjagd

Wie verhältst du dich am besten während der Sturmjagd? Grundregel Nr. 1 lautet: Viel Zeit mitnehmen! So vermeidest du Stress beim Autofahren und läufst nicht Gefahr, die Gewitter wegen des Verkehrs zu verpassen.

Gibt Estofex das Zielgebiet bekannt, solltest du klug handeln und dich strategisch auf eine Warteposition begeben. Hierfür eignen sich zum Beispiel Autobahnkreuze oder Kreuzungen von Bundesstraßen sehr gut. Ziehen Gewitter, wie meistens, von West nach Ost, bietet ein Autobahnkreuz mit einer Nord-Süd- und West-Ost-Strecke eine ideale Ausgangsposition.

So kannst du entweder auf der Nord-Süd-Route das Gewitter abfangen, wenn es von Westen auf die Autobahn zuzieht. Oder du fährst schnell nach Osten über die Autobahn und verschaffst dir so einen ordentlichen Vorsprung, wie es die folgende Zeichnung verdeutlicht.

Es ist daher sinnvoll, Zeit auf der Autobahn gutzumachen und dann einen Standort in der Nähe der Autobahn zu wählen, um von dort aus das Gewitter zu dokumentieren. Du solltest dich nie zu weit von den Autobahnen entfernen, da du so schnell wieder auf die Route zurückkommst und viel Zeit sparst. Ein Verfolgen der Gewitter über Landstraßen ist nur in schwach besiedelten Regionen möglich!

Zugbahn von Gewittern

Fahr also rechtzeitig zu einer solchen guten Ausgangsposition und warte dort geduldig darauf, dass sich die ersten Gewitterzellen bilden. Beobachte dazu aufmerksam die Blitzortung. Sobald sich die ersten Gewitter zeigen, schätze ab, wie schnell sie sich bewegen und in welche Richtung.

Du kannst dann eine Route wählen, die dich in die Nähe des Gewitters bringt. Such dir anschließend einen Standort, der dir einen freien Blick auf das Gewitter ermöglicht. Dabei hilft dir Google Maps (oder Apple Maps) – besonders die Satellitenbild-Funktion, um offene Flächen oder Felder zu finden.

Bitte kalkuliere die Gefahr mit ein

Gewitter sind gefährlich! Vergiss das bitte nie!
Gerade als Anfänger kannst du diese Gefahr noch nicht richtig einschätzen.

Bitte halte dich deshalb unbedingt an zwei wichtige Regeln, damit dir nichts passiert:
Regel Nr. 1: Suche dir bereits auf dem Weg zum Gewitter einen Rückzugsort, wie zum Beispiel eine Tankstelle oder eine offene Scheune. Dort kannst du das Gewitter sicher abwarten.
Regel Nr. 2: Sobald der Donner laut wird und es anfängt zu regnen, sofort ins Auto! Andernfalls könntest du vom Blitz getroffen werden.

Nimm die Gefahren und die Warnungen der Unwetterdienste unbedingt ernst! Großer Hagel und sogar Tornados können auch in Europa auftreten.

Ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg!

Und ja, Stormchasen und Blitze fotografieren ist „Try & Error“. Selbst ich als Profi erwische nur in etwa 50 % der Fälle ein Gewitter, wenn ich losfahre. Bleib am besten zunächst in deiner Gegend, um Gewitter zu fotografieren, und übe so ein wenig.

Hast Du noch Fragen oder Anmerkungen zu diesem Artikel? Schreib uns gerne eine E-Mail an [email protected]. Wir freuen uns, von dir zu hören und helfen dir gerne weiter.

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